| |
Überall auf dem Globus hängt die Existenz der Menschen vom Urteil des
Kapitals ab, ob sich ein lohnendes Geschäft mit ihnen machen lässt
oder nicht. Jede weiß, dass es Arme geben muss, damit Kapital sich vermehren
kann und es Reiche geben kann. Der Lohn muss sich lohnen, und zwar fürs
Kapital. Sonst hätten wir ja mehr vom Reichtum. Um ihr Dasein zu fristen,
müssen immer mehr Menschen ihren Arbeitsalltag nacheinander auf drei oder
vier miserable Jobs verteilen. Ihre Arbeitszeiten steigen dramatisch, während
ihre Einkommen sinken. Sie sind zur Arbeitsarmut bis ans Lebensende verurteilt.
Dabei gehört es zum System, dass es die Leute unterschiedlich trifft. Im
gewaltsam eingerichteten Wettbewerb wird nicht nur nach Leistung, sondern auch
nach Geschlecht und Nationalität sortiert. Immer mehr
Menschen wird jedoch klar, dass die Verwandlung von Arbeit in kapitalistischen
Profit ein angenehmes Leben verhindert, das Leben zur Hölle von Arbeitszombies
macht. Viele suchen nach Lösungen aus der hoffnungslosen Lage kapitalistischer
Konkurrenz. Für uns gibt es nur eine Lösung: Die staatlich eingerichtete
Konkurrenz aller gegen alle muss bekämpft und beseitigt werden.
Deshalb
auf die Straße zum internationalen revolutionären 1.Mai 2004.
Selbstverständlich wird der neoliberale Staat nicht überall abgebaut,
sondern nur da, wo er den Profit schmälert. Als „Sicherheitsstaat“ wird
er dagegen aufgerüstet mit modernsten Instrumenten präventiver Repression,
um die Durchsetzung des neoliberalen Programms zu garantieren. Die Bundesrepublik
will ja
mithalten im internationalen Konkurrenzkampf zwischen den Staaten, wenn es
um den „günstigsten Investitionsstandort", die rentabelsten
Arbeitskräfte und niedrigsten Sozialstandards geht. Dabei haben die Menschen,
die für die Vermehrung von fremdem Geld gerade nicht gebraucht werden
zwar kein Einkommen, sind aber nicht nutzlos fürs Kapital. Die Zwangslage
der Arbeitslosigkeit von Millionen drückt den Lohn für die, die einen
Job haben. Wer sich für einen Job prostituiert, bekommt vom Personalchef
zu hören, dass draußen noch Massen
stehen, die auch einen wollen. Und in Mecklenburg, Tschechien, Rumänien,
Südamerika und Asien stehen sie auch. Einen Arbeitsplatz zu haben, soll
jetzt Lohn genug sein für die
tägliche Maloche.
Es gibt auch welche, die profitieren.Überfluss und Knappheit sind nebeneinander
zu finden und gehören funktional zusammen. Einkommensmillionäre stehen
Sozialhilfeempfängern gegenüber, die von 296 Euro monatlich leben
müssen. Der Junkie in der öffentlichen Wall-Toilette, der Obdachlose,
der von Polizei und privaten Sicherheitsdiensten aus den Einkaufszentren vertrieben
wird, die Rentnerin,
die kein Geld mehr für ihre Medikamente übrig hat, steht im weltoffenen
Berlin neben dem Shopping-Yuppie am Potsdamer Platz, der ganz liberal die Würde
des Bettlers achtet. Wenn der Berliner Multimillionär dem erwerbslosen
Alkoholkranken in der Eckkneipe jovial den Arm um die Schulter legt und heute
mal die Zeche zahlt, dann ist das die neue (neo)liberale Menschlichkeit. Gleichzeitig
wird der gesellschaftliche Grund für das persönliche „Schicksal“,
die Logik kapitalistischer Verwertung, von der Mehrzahl der Menschen für
eine geradezu naturwüchsige, unhinterfragbare und damit unveränderbare
Maxime gehalten. Wir meinen jedoch immer noch: Dasselbe System ist eben nicht
dasselbe Boot. Es ist ein vernichtendes Zeugnis für eine Gesellschaft,
dass man eine Selbstverständlichkeit wie den Anspruch auf ein Leben in
Würde und Wohlstand erst als ein Recht formulieren muss, das man sich
ständig erkämpfen muss. Solch eine Gesellschaft kann nicht die unsere
sein.
Der revolutionäre 1. Mai wird von der bürgerlichen Presse gerne als „Ritual“ denunziert.
Sei's drum. Solange es das alltägliche
Ritual der Unterwerfung unters Kommando des Kapitals gibt, muss auch der Widerstand
dagegen alltäglich sein. Der erste Mai ist eine Tradition, die jedes Jahr
aufs Neue das demokratische Einschwören auf die Sache von Kapital und
Nation angreift. Besonders die professionellen Hochleistungsdemokraten bilden
sich viel auf ihre Unterwerfungsrituale ein. Man nennt sie Parlament, Pluralismus
und Parteiendemokratie. All das versammeln, abstimmen, reden und organisieren
dient allein dem Ziel, die optimale Mobilisierung jeder greifbaren natürlichen
und menschlichen „Ressource“ für die nationalökonomische
Verwertung zu gewährleisten. Dass sie dabei immer dieselben Textbausteine
liefern, ist inzwischen jeder bekannt. Dennoch muss das ritualisierte Theater
stattfinden. Nur weil die selbstbewussten Untertanen arbeiten, wählen,
gehorchen und den Glauben teilen, Politiker seien zum Führen irgendwie
berufen, ist der Erfolg dieser Elite gesichert. Die Demonstration des revolutionären
1. Mai wendet sich nicht an diese Vertreter der etablierten Ordnung, um ihnen
vorzuwerfen, sie würden Missstände übersehen, zulassen oder
selbst herstellen.
Das ist längst klar. Die Aussage der Demonstration ist: Damit die Staats-
und Verwertungsfanatiker uns nicht platt machen, muss sozialer Widerstand überall
zu finden sein, organisiert und unorganisiert, jede für sich und alle
gemeinsam, nicht nur am 1. Mai und nicht nur
auf der Straße. Erster Mai ist alle Tage.
Passinhaber moderner High-Tech-Nationen fühlen sich gerne auf der ganzen
Welt zu Hause. Konsequenterweise nennt die Partei „Die Grünen“ ihre
Außenpolitik fortan nicht mehr Friedenspolitik, sondern „Weltinnenpolitik“ (Strategiepapier
2003). Staatliches Massenmorden als „ultima ratio“ und auf Basis
des
Völkerrechts wird als Möglichkeit zur Durchsetzung dieser Politik
in Erwägung gezogen. Dabei fühlt man sich moralisch einwandfrei,
weil bei diesem politischen Wirken der Einsatz von Streubomben abgelehnt wird.
Die „Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik“, eine
Denkfabrik mit Politikern der Bundestagsfraktionen im Vorstand, stellte im
Januar 2004 unumwunden fest, dass man sich „vom Primat der Territorialverteidigung
verabschiedet“ habe, die Neuausrichtung der Streitkräfte ziele auf
Kämpfe außerhalb Europas, wobei auch der Einsatz nuklearer Mittel
zum Bedrohungspotential gehöre. Wer die deutsche Geschichte kennt, weiß,
dass deutsche
Soldaten nie einen Zentimeter deutschen Bodens verteidigt haben, es sei denn
auf dem Rückzug von einem Angriffskrieg.
Tatsächlich geht es um die - wenn nötig gewaltsame - Installation
der Freiheit des
Geldes und des Privateigentums, weltweit und zum nationalen Vorteil. Diese
Form der Ausbeutung heißt im offiziellen Sprachgebrauch Freiheit, Demokratie
und Marktwirtschaft. Es fragt sich allerdings, gegen wen die Atombombe in Anschlag
gebracht werden soll, gegen widerspenstige Hungerleider im afrikanischen Sahel
oder gegen die imperialistische Konkurrenz?
Da die Staatsvölker der „zivilisierten“ Herrenmenschen - diesseits
wie jenseits des großen Teiches - in bürgerlichen Demokratien organisiert
sind, werden moderne Kriege, die High-Tech-Gemetzel fürs nationale Vorankommen,
heutzutage demokratisch legitimiert. Die ganze nationale demokratische Mannschaft übt
sich pflichtbewusst in der Kritik am Einsatz der rechten Mittel, der nationale
Zweck scheint allen einzuleuchten. Uns leuchtet da nichts ein. Krieg dem Krieg.
Neoliberale Globalisierung ist kein widerspruchsfreier Prozess und bietet viele
Ansatzpunkte für sozialen Widerstand. Die wachsende Kritik am Neoliberalismus
deutet darauf hin, dass dies in bescheidenem Maße bereits geschieht.
Schließlich wird immer offensichtlicher, dass der Staat - mit welcher
Regierungskoalition auch immer an der Spitze - keine emanzipatorischen Veränderungen
herbeiführen wird und - als Instanz gegen den „entfesselten Markt“-
als Bock zum Gärtner gemacht wird. Im November letzten und im April diesen
Jahres demonstrierten bereits zehntausende Menschen gegen Arbeitslosigkeit
und Sozialabbau. An den StudentInnenprotesten beteiligten sich ebenfalls Tausende
- selbstverständlich immer mit einer breiten Palette von Forderungen -
vom systemkompatiblen Ruf nach einer effizienteren Verwaltung der finanziellen
Mittel bis, dass vom Sozialabbau schweigen solle, wer vom Kapitalismus nicht
reden will. Es liegt an allen, den Protest in Widerstand zu verwandeln. Dieser
Widerstand besteht unweigerlich aus einer Vielzahl von Initiativen. Verschiedenste
Aktionsformen können all diejenigen zusammenführen, die gegen Nation
und Kapital auftreten. Gemeinsamkeiten und Differenzen müssen in offenen
Auseinandersetzungen herausgearbeitet werden, um Verständigungs- und Lernprozesse
sowie praktische Bündnisse und Netzwerke zur Entwicklung von Gegenmacht
gegen Kapitalismus und seine Zumutungen aufzubauen. ACT! und die Beteiligung
am revolutionären 1. Mai ist ein Schritt unter vielen in diese Richtung. Die Zukunft ist offen!
Sag JA zum NEIN!
Gegen Kapital, Staat und Nation!
Sozialen Widerstand organisieren!
1. Mai: Naziaufmarsch verhindern - 10.30 Uhr Strausberger Platz
www.mai-berlin.de.vu - Infotelefon 030 - 27 56 07 56
1. Mai: Demonstration - 16.00 Uhr - Leipziger Platz (U-/S-Bhf. Potsdamer Platz)